Begrüßung des Aufsichtsrats | Thalia
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»Ist der Vorsitzende durch widrige Umstände verhindert, so hat der Schriftführer das Urteil zu verkünden; es lautet auf den Tod.« Dieser Satz aus Handkes Standrecht ist ein Musterfall seiner Erzählmethode mit deren Hilfe er die gesellschaftlichen Herrschaftsmechanismen ihrer Unmenschlichkeit überführt: Alltagssätze und rhetorische Formeln werden zerlegt und als Verfahrensnormen der Unterdrückung entlarvt. So wie sich in dem oben angeführten Satz Gewehrkolben und Stiefeltritte hinter legalistischer Fassade verbergen können, so tritt auch hinter der Begrüßung des Aufsichtsrats, den Prüfungsfragen oder dem Augenzeugenbericht ein brutales Geschehen hervor. Handke beschreibt in diesen Prosatexten, wie der Schrecken von Ausbeutung, Zerstörung, Totschlag und Mord – verbal in Einzelteile zerlegt – verschleiert werden kann. Damit gibt er den Schlüssel zu unserer Gesellschaft, in der die Ideologie der technischen »Sachzwänge« den Blick auf gigantisches Unrecht beständig verstellt. Der 1971 in dieser Zusammenstellung zuerst erschienene Band wird hier um die Geschichte Das Umfallen der Kegel von einer bäuerlichen Kegelbahn erweitert vorgelegt.
EAN: 9783518371541
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