Erster Weltkrieg - Kriegssplitter aus Hamburg in Wort und Bild | Thalia

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Prolog Mit dem Ersten Weltkrieg 1914 endete für die Deutschen nach 43 Jahren der Frieden. Waren die Menschen auf diesen großen Krieg vorbereitet? Ganz bestimmt nicht. Doch die Welt war schon längere Zeit in ihren Grundfesten erschüttert, Wirtschaftskrisen in den Ländern, europäisches Wettrüsten und dann die Balkankriege 1912-13. Die deutsche Aufrüstung des Heeres konnte nicht unbemerkt geblieben sein, auch nicht in Hamburg. Die im Reichstag regierenden großen Parteien, außer der SPD, begrüßten die militärische Aufrüstung uneingeschränkt, und sie förderten sie . Für den Wehrbeitrag steuerte die wohlhabende Oberschicht Deutschlands einen enormen finanziellen Anteil, die „kleinen“ Leute kamen vorläufig davon, was sich mit Kriegseintritt radikal änderte. Denn wer bezahlte später all die regelmäßigen Liebesgabensammlungen, Kriegsanleihen, Goldspenden, usw. Die Menschen wurden regelrecht bis auf den letzten Groschen ausgequetscht. Die Rüstung 1913-14 brachte einigen Wirtschaftsbranchen kräftige Unternehmensgewinne und so entstanden wichtige Arbeitsplätze für die Arbeiterschaft; was ein Faktor war, um die aufziehende Kriegsgefahr in Deutschland zu verschleiern. 1913 befanden sich auf deutschen Werften 35 Kriegsschiffe im Bau (ohne U-Boote), 13 konnten fertiggestellt werden Im Stadtstaat Hamburg standen die städtischen Militärvereine wie der Marine- und Wehrverein, die Kriegervereine; aber auch die Turnvereine und ein Großteil der Stadtbürgerschaft hinter den Rüstungsaktivitäten von Heer und Staat, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zeigte sich zeitgemäß kaisertreu. Hamburg repräsentierte sich vor dem Ersten Weltkrieg durch urbanes Wachstum und konnte auf bedeutende wirtschaftliche Erfolge verweisen, stellte sich durch den globalen Welthandel über die Meere als ein internationales Gemeinwesen dar. Welthandel, Schifffahrt, Schiffbau mit 8 größeren Werften, Fremdenverkehr, Handwerk und Industriezweige blühten auf. Seefahrt und Welthandel versorgten Deutschland mit Waren aus Übersee, aus dem Mittelmeerraum, aus Afrika sowie Asien: mit Südfrüchten, Kakao, Kaffee, Tee, Fisch, Reis, Gewürzen, Tabak, Baumwolle, Erdöl, Hanf, Häute und Felle, Kautschuk, Kupfer, Chile-Salpeter, Steinkohlen, Tropenholz, Seide u.a. mehr. 1913 liefen 15.073 Schiffe ein und 16.627 verließen den Hamburger Hafen. Von seewärts besaß die Wareneinfuhr 1913 einen Wert von 4.716.186.100 Mark. 12 See-Versicherungsgesellschaften auf Aktienbasis schützten die Reedereien und Großhändler vor Transportverlusten. Die bedeutendsten europäischen Handelspartner, deren Waren über Hamburg liefen, waren Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien und Rumänien, die späteren Kriegsgegner. Die eigene Kauffahrteiflotte fuhr mit 1.320 Fahrzeugen einschließlich Binnenschifffahrt, darunter 765 Dampfer. An der deutschen Handelsmarine, vor dem Krieg nach Großbritannien der zweitgrößten in der Welt, war Hamburg mit 49,2 Prozent beteiligt. Jährlich betrug die Zahl der An- und Abmusterungen der Seemänner um die 80.000. Im Vergleich zu diesem Wirtschaftszweig fehlte der Industrie die Breite. Die Anzahl der industriellen Arbeitsplätze entsprach (nur) dem Stellenumfang im Bereich Handel, Gastwirtschaft und Verkehr (einschließlich von 40-70 Tausend Beschäftigten im Hafen). Auf 100 Beschäftigte kamen 38 Industriearbeiter, damit blieb Hamburg hinter Bremen (43), Lübeck (41), Braunschweig (39,8) sowie hinter den Bundesstaaten Sachsen (56,3), Thüringen (46,4), Schaumburg-Lippe(41,5) und Hessen (39,4) zurück. Der hohe Stellenwert der Handelsgeschäfte war sicher eine hanseatische Novität im Kaiserreich. In vielen Stadtteilen zeugten große Bau- und Infrastrukturprojekte vom Wohlstand des Gemeinwesens. Prosperität überall? Nein. Dieser Wohlstand erfasste keineswegs alle gesellschaftlichen Schichten. Dieses Hamburg vor dem Ersten Weltkrieg war höchst ambivalent, reich und arm zugleich und dazwischen lebten Tausende Menschen mit ausreichendem Einkommen, das Bürgertum und eine aristokratische Arbeiterschicht. Das änderte auch der Krieg nicht. Nach einer Steuerstatistik von 1916 hatten von 234.299 Steuerzahlern 197.163 Personen, 84,48 Prozent, ein Jahreseinkommen unter 4000 Mark und viele näherten sich dem Existenzminimum (in Hamburg für 1916 bei 2000 Mark). Doch auf ihre Errungenschaften waren die Hanseaten äußerst stolz und blickten etwas „hochmütig“ auf das ferne politische Berlin. Von 1890 mit rund 622.000 Einwohnern wuchs die Stadt um 1910 auf über eine Million an. Die letzte Bevölkerungsstatistik kurz vor dem Krieg stammte vom 11. Juli 1914, meldete 1.103.152 Personen. Der Einwohnerzugewinn erfolgte hauptsächlich durch Zuwanderung, weniger durch die Steigerung der Geburtenrate. Fast die Hälfte der Einwohnerschaft war nicht in Hamburg geboren, sondern irgendwann zugezogen, auf der Suche nach Arbeit und den Verlockungen der Großstadt gefolgt. Hamburg bot viele Arbeitsgelegenheiten in enger Verflechtung mit seinen Welthandels- und Schifffahrtsinteressen. Neben den Import- und Exportgeschäften ragte der Schiffbau heraus. Die „Vulkan-Werke Hamburg u. Stettin AG“ lieferten im Februar 1918 ihr 500. Schiff aus. Mit Einschluss des Umlandes, der preußischen Städte Altona, Harburg und Wandsbeck oder Teilen der Landkreise York, Pinneberg, Storman und Herzogtum Lauenburg, bildete sich ein gemeinschaftlicher Wirtschaftsraum. Die Wandsbecker Reinhard-Werke produzierten Kakao und Schokolade (mit 1000 Arbeitskräften) und in Altona konzentrierte sich die Fischverarbeitung und Eisenindustrie. In Hamburg entstand schneller und mehr Wohnraum als im preußischen Gebiet, in Hamburg zahlten Klein- und Großunternehmer, Aktiengesellschaften, Grundstücksbesitzer und Mieter teilweise weniger Steuern, entrichteten niedrigere Gas- und Wasserpreise usw. Der hamburgische Staat bot einige Vorteile. Wohnen in einem Staat und arbeiten im anderen Staat oder umgekehrt. Wo gab es das noch einmal im Kaiserreich? Diese Gemengelage Unterschied die Groß-Hamburg-Frage von der Groß-Berlin-Frage vor 1914. Die Stadtzentren von Hamburg und Altona grenzten aneinander, die Gemeindegrenze war zugleich Staatsgrenze sowie Zollgrenze, Hamburg wuchs und Altona stagnierte betreffs der Einwohnerzahl. Einen geringen Teil der Zuwanderung leisteten Ausländer. Beteiligt war auch das Militär. Nach Absolvierung der zweijährigen Militärdienstzeit in den Garnisonen von Hamburg, Harburg und Altona blieben viele junge Männer hier, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Nach der Volkszählung von 1910 wohnten im hamburgischen Staatsgebiet 56,49 % gebürtige Hamburger, 40,73 % nicht hamburgische Deutsche und 2,78 Ausländer. Aus Europa hielt Dänemark die Spitze, gefolgt von England und Russland (etwa 2000). Aber dann kam das Jahr 1914 und als sich in der Julikrise 1914, angefangen mit dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni durch serbische Extremisten und den folgenden politischen Verkettungen in den entscheidenden Tagen vom 31. Juli und 1. August die politischen Ereignisse überschlugen, versagten da Politik und Diplomatie? Waren die Menschen tatsächlich „plötzlich“ vor vollendeten Tatsachen gestellt worden? Krieg? Bis zur letzten Entscheidung, ja bis zur verstrichenen Frist fanden sich aufgewühlte Menschenmassen aus verschiedensten sozialen Schichten auf freien Plätzen zusammen, auch hier in Hamburg gab es Volksversammlungen der Sozialdemokraten gegen den Krieg. Aber die Erwartung der Arbeiterschaft auf eine geschlossene, internationale, solidarische Haltung gegen den Waffengang, wie auf zahlreichen Friedenskongressen vor 1914 beschworen, wurde weitgehend enttäuscht. Diese Tage vor dem Kriegsausbruch verliefen für die Menschen in Hamburg, Harburg oder Altona dramatisch. In Berlin rief am 31. Juli der Kaiser den „drohenden Kriegszustand“ aus und am Abend traf die Nachricht in Hamburg ein. Am Ende traf Monarch Kaiser Wilhelm II. am 1. August in Berlin, auf Drängen von Generalfeldmarschall von Moltke und Anraten von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, die Kriegsentscheidung für 65 Millionen Deutsche, sodass er die Mobilmachung ausrief und am nächsten Tag das Kaiserreich militärisch mobil machte. Deutschland erklärte am 1. August 1914 Russland und per 3. August 1914 Frankreich den Krieg. Millionen glaubten ihrem „Friedenskaiser“ und auch an die Unschuld Deutschlands. Seit der Reichsgründung 1871 strebte das geeinte Deutschland keine Weltmacht an, sondern entwickelte sich zur „Deutschland-Macht“. Mit seiner modernen Industrie, dem Aufschwung der Seefahrt, den Erfolgen in der Wissenschaft und der deutschen Kultur gelang dies überzeugend in Europa. Selbstredend rief das Neid unter den anderen europäischen Großmächten hervor, aber ein wenig isolierte sich das Kaiserreich auch selbst von England, Frankreich und Russland. Nun war der Krieg da. Am 2. August überschritt das deutsche Heer völkerrechtlich die Grenze Luxemburgs und marschierte am 4. August in Belgien ein. Mit Kriegsausbruch wurde alles anders, nach der militärischen Mobilmachung kam die geistige Mobilmachung hinzu. Jetzt zählte nicht nur das Kaiserwort, sondern auch das Gotteswort. Die Geistlichen aller Glaubensrichtungen, voran die evangelischen Pfarrer, sakralisierten den Krieg, stellten sich an die Spitze der vielen den Krieg bejahenden Bildungsbürger und unterstützen die deutsche Kriegspropaganda. Bis vor dem Krieg war die hamburgische Kirchenausrichtung eher liberal als dogmatisch, was sich jetzt schlagartig änderte. „Mit Gott, Kaiser und Vaterland“ schallte es ab August 1914 aus den Kirchen. Nach den Worten des Michaelispredigers August Wilhelm Hunziger (1871-1920) stand die deutsche evangelische Kirche „als Träger, Pfleger, Verkünder und Bildner des neuen Geisteslebens … vor der Existenzfrage … “ Auf die Selbsterhöhung prallte das Schwert des Auslands, allerdings ebenso propagandistisch und undifferenziert. Denn die Kirche war nicht das deutsche Volk und das Volk war nicht die Kirche. Am 7. März 1917 erwiderte der Historiker Prof. Ernest Lavisse (1842-1922), Mitglied der Académie française, in Paris in einem Vortrag: Dieses Volk ist des Hochmuts voll. Es glaubt von seinem Gott beauftragt zu sein, zu herrschen und die Welt zu retten; es glaubt dazu verpflichtet zu sein, oder es glaubt viel mehr, dass seine natürliche Überlegenheit über die anderen Völker es zur Weltherrschaft bestimmt. Dieses Volk ist beherrscht von einem Militär, vererbten Militär, der aus der Überlieferung erobert und der größten Militärmacht befehligt, die die Welt je gekannt hat. Genau 1563 Tage sollte der Erste Weltkrieg dauern, was anfangs von den Zeitgenossen niemand weder ahnte noch glaubte. Das waren vier und ein viertel Jahr, angefangen von der Mobilmachung am 1. August 1914, im kraftstrotzenden Wilhelminischen Kaiserreich bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Compiègne am 11. November 1918, da war Deutschland nicht nur am Ende seiner militärischen Kräfte gelangt. Eine überschaubare Zeit im Angesicht eines Menschenlebens, im Nachhinein, doch für alle Beteiligten, die den mörderischen Krieg miterlebten, unendlich lang - auch für die noch jüngere Generation, für die Kinder. Aber welche Auswirkungen brachte die Kriegszeit im Inland, an der Heimatfront, und was ist in die Geschichte eingegangen? Denn kein feindlicher, bewaffneter Soldat betrat hamburgischen Boden, keine Bomben fielen auf norddeutsche Städte. Der Norden blieb von direkten militärischen Kriegshandlungen verschont. Und doch hatte der Erste Weltkrieg tiefe Narben und großes Entsetzen bei den Menschen hinterlassen. Kaum eine Familie blieb verschont von den Kriegsauswirkungen. Kaum eine Familie, die nicht einen persönlichen Verlust erlitten hatte, gleich ob an der Front oder im Hinterland. Überall breitete sich der Hunger und Elend aus, die Menschen wurden ideologisch manipuliert, alles, aber auch das letzte Stückchen Brot für den Kampf zu geben. Über Generationen hinweg wurden bruchstückhafte Leidens- und Mutgeschichten an die Enkel weitererzählt, viele Ereignisse aber blieben unerzählt. Denn was geschah mit Kriegsausbruch zu Hause? Die militärische Mobilmachung und der Aufmarsch von 8 Armeen an die West- und Ostfront vollzogen sich „fahrplanmäßig“ und fast wie ein Uhrwerk mithilfe der Eisenbahn. In der Zivilgesellschaft lief es nicht so automatisiert ab, denn nach anfänglichen Hurra-Rufen und Kriegseuphorie zog bittere Ernüchterung ein, der immer wieder Durchhalteparolen folgten. Anfänglich suchten die Hamburger Männer aus Angst um ihr Geld die Sparkasse auf, bei den Frauen setzten Panikeinkäufe an Lebensmitteln ein, jung und alt glaubten recht abenteuerlich von ausländischen Feinden und Saboteuren umgeben zu sein und bildeten eine heimische Bürgerwehr. Es dauerte einige Wochen bis die staatlichen Organe: Polizeiorgane und Verwaltung wieder Ruhe und geregelte Ordnung in die ängstlichen Menschen brachte. Schnell brach wirtschaftliche Not in der Stadt aus, die sich zeitweilig (bis November 1914) in der ansteigenden Arbeitslosigkeit zeigte. Andererseits wurden bald Arbeitskräfte gebraucht und gesucht. Große Probleme bereitete die Aufrechterhaltung der Landwirtschaft. Es war ein Hauptproblem und blieb es, die ganze Kriegszeit über: Ersatz-Arbeitskräfte zu organisieren, um die lebenswichtige Ernte einzubringen, um die Ernährung sichern zu können. In der Ferienzeit halfen Schüler aus. Und ein Teil der Arbeitslosen aus der städtischen Bevölkerung fand zeitweise auf dem Lande Arbeitsgelegenheit. Nach Aushilfskräften rief der Verkehr, und beinahe ständig. Beispielsweise bei der Straßenbahn. Der innerstädtische Verkehr war ein Stimmungsbarometer wie die Lebensmittel. Von den rund 3.500 hauptsächlich männlichen Mitarbeitern der Hamburger Straßenbahngesellschaft waren bis zum 10. August etwa 2.200 Männer einberufen worden. Die Hamburg-Altonaer Centralbahn-Gesellschaft (kurz HAC), mit der Linie zwischen Hamburg und Altona, erreichte erst wieder Mitte 1916 eine Zunahme der Einnahmen, blieb noch bis Ende 1917 unter dem Umsatz vom letzten Friedensjahr 1913. Es fehlten Straßenbahnführer, Schlosser, Maschinen, Ersatzteile und Baumaterialien. Mit dem massenhaften Auszug der Soldaten wurden aber keinenfalls ebenso viele Arbeitsplätze frei. Unternehmen schränkten die Produktion ein oder gaben auf, weil sie für die Produkte keinen Absatz mehr fanden, was die gesamte „Luxus-Industrie“ betraf. Die Preise für Rohstoffe und Halbfabrikate stiegen, sodass sich die Produktionskosten erhöhten und sich auch durch höhere Verkaufspreise nicht ausglichen, zumal der Staat mit Gesetzen bald Höchstpreise festsetzte. Handwerksbetriebe, die insbesondere auf das Profil des Meisters zugeschnitten waren, meldeten das Gewerbe ab und entließen Gesellen und Lehrlinge. Nach dem Bericht des Reichsarbeitsblatts vom Dezember 1916 sank in Deutschland in Auswertung von 5550 Krankenkassen von Juli 1914 bis Juli 1915 die Beschäftigungszahl der Arbeiterinnen um 5,7 Prozent. Hamburg lebte als Handelsstadt und das Wirtschaftsembargo Englands sowie der Ausfall Russland reduzierten das Export- und Importgeschäft auf Österreich-Ungarn und die neutralen Länder Holland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Das bedeutete den Verlust von Tausenden kaufmännischen Arbeitsplätzen und im Hafenbetrieb. Generaldirektor Ballin von der Hamburg-Amerika-Linie versuchte mit der Gründung eines zentralen „Reichseinkaufs“ das Import-Export-Geschäft für das gesamte Land in Hamburg zu etablieren. Das wirtschaftliche Profil, die handelspolitischen Erfahrungen sowie die materiellen Bedingungen (Schifffahrt, Hafen, Getreidespeicher, Lagerhallen usw.) sprachen für Hamburg, letztendlich scheiterte das Projekt am Geld sowie an Kompetenzstreitigkeiten mit den Reichsbehörden. So kam es zur Umgründung des „Reichseinkaufs“ in die „Zentral-Einkaufsgesellschft m.b.H.“ mit Sitz in Berlin. Große Wirtschaftserfolge waren mit der Kriegsproduktion verbunden, mit der Herstellung von Munition und Waffen, Armeekleidung, Nahrungsversorgung des Heeres usw., die von den (zunächst) 13 „Kriegs-Rohstoffgesellschaften und Kriegs-Abrechnungsstellen“ unter Leitung des Kriegsministeriums ab 1915 gefördert und bestens bezahlt wurden. Absatz vertraglich garantiert. Für die Zivilgesellschaft entstanden zentrale Kriegsorganisationen unter Leitung des Reichsamts des Innern und des Königlich preußischen Finanzministeriums. Entweder waren Betriebe schon in Friedenszeiten produktgleich ausgerichtet oder es gelang mit Aufwand die generelle Umstellung auf Kriegsproduktion, wofür sich besonders die Metallindustrie und die chemische Industrie eigneten. Allerdings verhandelten die einkaufenden Kriegsorganisationen nur mit Großbetrieben. Auch hier war Hamburg nicht optimal ausgerichtet. 1909 umfasste das Deutsche Reich 5222 Aktiengesellschaften, Hamburg wies 1913 270 kapitalkräftige Aktiengesellschaften, davon 120 ausländische, zu zwei Dritteln im Handelsgewerbe angesiedelt, aus. Weiterhin produzierten hier keine staatlichen Heeres- und Marinebetriebe, die im Kaiserreich 1914-18 insgesamt etwa 200.000 Menschen beschäftigten (Amberg, Dachau, Erfurt, Friedrichsort, Ingolstadt, Kassel, Kiel, Lippstadt, München, Rustringen, Siegburg und Spandau.) In Hamburg zog bald Stille ein, im gewohnten Großstadtleben fehlte der Baulärm, Bauarbeiter, Gerüste, Kräne erblickte man immer seltener oder schließlich gar nicht mehr. Angefange Bauten, vor allem öffentliche, wurde fertiggestellt wie die Friedhofskapelle in Sande. Wo Projekte oder Investitionen in Aussicht standen, scheiterten sie an fehlenden Bauhandwerkern und Baumaterial. Die Zahl der bei ihrem Beruf gebliebenen Bauarbeiter wurde für Deutschland im Frühling 1918 auf etwa 600.000 geschätzt, d. h. auf ein Drittel wie vor dem Krieg. Ziegeleien, Zement- und Kalkwerke arbeiteten reduziert oder standen ohne genügenden Absatz am Ruin. Die deutschen Eisenbahnen beförderten 1915 etwa so viel Frachtgut an Zement, Steinen usw. durch das Land wie Roggen. 1916 ließ Bergedorf die städtische Ziegelei abbrechen. Hamburg bildete in allem keine Ausnahme. Von 1915-1918 wurden zwar 370 Baugenehmigungen für Neubauten von Geschäftshäusern und Wohngebäuden erteilt, aber Bauten nicht angefangen oder fertiggestellt. Im Jahr 1918 entstanden in Hamburg 125 Gebäude, davon nur 5 Wohngebäude mit 65 neuen Wohnungen, was verheerende Folgen auf den Wohnungsmarkt bis in die Nachkriegszeit hatte. Altona meldete im Krieg keine neuen Wohnungen. 1919 wurden 2 Gebäude und 95 Wohnungen errichtet und erst 1920 kam der Wohnungsbau insbesondere durch die gemeinnützige Bautätigkeit wieder in Schwung mit 180 Wohnhäusern (Kleingebäuden) und 534 Wohnungen. Die durchschnittliche Zahl der Unterkünfte pro Gebäude betrug in Deutschland jetzt 5, lag 1913 noch bei 7. Die Frauen, insbesondere die Kriegerfrauen, mussten sich wirtschaftlich und sozial neu orientieren und gewissermaßen über sich hinauswachsen. In der Kriegszeit übernahmen der Staat (das Reich) und die örtlichen Kommunen die finanzielle (Grund)Absicherung der Soldatenfamilien. Die jeder bedürftigen Kriegerfrau und Familie zustehende reichsgesetzliche Unterstützung wurde wiederholt aufgestockt durch Gemeindezugaben. Einschneidend auf das alltägliche Leben wirkte sich über die Jahre die immer prekärer werdende Ernährungssituation aus. Die laufenden Wochenrationierungen von Lebensmitteln auf Kartenzuteilungen, der Kohlenmangel im Winter, Petroleumknappheit in der dunklen Jahreszeit, das Licht ging aus, all das bestimmte den Alltag in Hamburg. In kurzen Zeitabständen, je nach Stand der vorhandenen Nahrungsgüter im Reich, diktierten der Bundesrat und ab 1916 das Kriegsernährungsamt in Berlin den Einsatz und Maximalverbrauch von Brot, Mehl, Kartoffeln, Fleisch, Butter, Milch sowie die Preise für Lebensmittel pro Tag oder Woche vor. Der Staat Hamburg war in 2 Kommunalverbände für die Großstadt und für die Landesherrschaften eingeteilt. Als Kommunalverband I. musste der Senat seine eigene Bevölkerung durch klugen Einkauf der Nahrungsmittel ernähren. Nach der Volkszählung von 1917 zum 5. Dezember hatte das hamburgische Kriegsversorgungsamt jeden Tag 883.193 Personen zu versorgen, nur 3602 Personen mit kleinerer Landwirtschaft auf insgesamt 1057 ha (1914) galten als Eigenversorger. Von diesen Eigentümern konnte das Kriegsversorgungsamt die überschüssigen Ernteerträge beschlagnahmen und für die Gesamtbevölkerung verwenden, was nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war. Der Großteil der Nahrungsmittel musste aus dem Umland, aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg oder bis aus Schlesien aufgekauft und herantransportiert werden. Ab Ende Januar 1915 durften die Bäckereien durch die Bundesratsverordnungen nur noch K-Brot (Kriegsbrot mit Kartoffelanteil) backen und anbieten. Den Bäckern war deutschlandweit nächtliches Arbeitsverbot ausgesprochen, sodass die Kunden am frühen Morgen kein frisches Brot und keine frischen Brötchen mehr erhielten, um an Getreide- und Mehlvorräten zu sparen. Letztendlich war das aber nur ein „Magenproblem“. Die sich anschließenden Maßnahmen wirkten sich schon einschneidender auf die Ernährung aus. Am 15. Februar 1915 hielten die Hamburger erstmals Brotkarten in der Hand. Ab 1916 folgten Karten und Kundenlisten für Eier, Kartoffeln, Fleisch, Milch (ab 1. November), Seife, ab 1917 auch für Butter. Bis Herbst 1917 gelangten etwa 100.00 Ersatzmittel auf den deutschen Markt, davon rund 7000 in der Lebensmittelbranche und viele Produkte mit neuen Bezeichnungen hielten nicht, was sie versprachen. Mit fleischlosen Tagen musste sich die Hausfrau in den Kriegszeiten seit Ende 1915 immer wieder mal begnügen und den Küchenzettel ändern, vom 1. August bis zum 31. Oktober 1918 sogar mit 4 fleischlosen Wochen auskommen. 250 g Mehl oder 1500 g Kartoffeln sollten dann die fehlende Wochenration an Fleisch pro Kopf von 250 g ersetzen. Und die Zuteilungen konnten nicht immer garantiert werden. Schon am Morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Läden, geduldig und mit der Zeit unmutig und empört, warteten die Frauen auf das wenige. Großbetriebe kauften selbst für ihre Beschäftigen Nahrungsmittel ein; doch auch Schleichhandel, Wucher und Hamsterfahrten wurden alltäglich. Schließlich überforderten die Versorgungsschwierigkeiten den Hamburger Senat mit seinen traditionellen und neuen Strukturen sowie Behörden und führten zu Ausständen und Streiks der Arbeiterschaft. Hamburg war auch eine Garnisonsstadt seit Ende des 19. Jahrhunderts. Das hanseatische Militär, die Kasernen, Exerzierplätze oder Schießplätze gehörten zum traditionellen Stadtbild. Das „Hamburger Regiment“ (2. Hanseatisches), das Infanterieregiment Nr. 76, fuhr am 7. August in der an die Westfront. Noch im August ließ das stellvertretende Generalkommando des IX. Armeekorps zwei Hamburger Landwehr-Bataillone aufstellen. Für die hohen Verluste der 76 Ger in Belgien musste schnell Truppenersatz durch 4 Kompanien und zwei Rekruten-Depots geschaffen werden. Am 26. September hieß es für 1000 Soldaten auf dem Kasernenhof antreten und Abmarsch zum Bahnhof, begleitet vom Jubel Tausender Hamburger. In Altona hielt das Infanterie-Regiment Graf Bose (1. Thüringisches) Nr. 31 seit 1871 in der Viktoria-Kaserne Garnison und traf nach der sofortigen Mobilmachung am 9. August in Aachen ein. Mitte September erhielten die 31 Ger aus Altona den ersten Ersatztransport, um die Verluste abzudecken. In Altona neu formiert wurde im September das Reserve-Infanterieregiment Nr. 212, das zu 66 Prozent aus gedienten Mannschaften und fast zu einem Drittel aus jungen Kriegsfreiwilligen bestand. Die Soldaten der 31-Ger bestanden ihre ersten Kämpfe gemeinsam mit den Mecklenburgern (Nr. 214 und den Stettinern Nr. 209 u. 210) in der 45. Reserve-Division des XXIII. Reserve-Korps in Flandern. Die älteren Jahrgänge wurden in Landsturm-Einheiten formiert und zogen gegen Osten. 28./29. August 1914: Die in Hamburg aufgestellten Landwehr-Bataillone schlagen sich trotz schwerer Verluste ganz hervorragend und tragen wesentlich zum Erfolge des Sturmes auf die Höhen bei Hohenstein und damit zum Erfolge der ganzen Armee bei. In diesen August- und Septembertagen mussten die Bürgerhäuser zeitweise mit vielen Einquartierungen belegt werden, da die Kasernenplätze in Harburg (Pionier-Kaserne), Hamburg-Fühlsbüttel, Hamburg-Wandsbeck und Altona (Viktoria-Kaserne) und Altona-Bahrenfeld für die vielen neuen Rekruten nicht ausreichten. Bereits nach vier Monaten Krieg kämpften Tausende Männer aus Hamburg an den westlichen und östlichen Kriegsfronten. Einer der größten gewerblichen Vereine, der Verein für Handlungs-Commis von 1858 mit deutschlandweit 130.000 Mitgliedern, zählte nach 2 Monaten fast 25.000 Kriegsteilnehmer, von denen bereits 333 gefallen waren. Die Männer zogen massenweise ins Feld und die Partnerinnen blieben auf sich selbst gestellt zurück. Der Krieg veränderte auf den Schlag die soziale Stellung der Frau im gesellschaftlichen Gefüge. Bislang waren Männer die Haupternährer der Familie, obgleich die Anzahl der allein stehenden Frauen schlagartig gewachsen war, dominierte aber die traditionelle Familienstruktur in der Wilhelminischen Zeit. Im Krieg übernahmen der Staat, die Kommune und wohltätige Vereine die finanzielle Absicherung der Familien. In Hamburg entstand mit Kriegsbeginn die Hamburgische Kriegshilfe als zentrale Organisation, die sich den in Not geratenen Familien und Frauen annahm. Frauen mussten sich wirtschaftlich und sozial neu orientieren und gewissermaßen über sich hinauswachsen. Hamburgs Frauen organisierten sich im Vaterländischen Frauenhilfsverein oder im Deutschen Evangelischen Frauenverein mit seine Gruppierungen, sammelten in der Stadt Geld für in not geratene Mitgenossinnen und Familien, sie schufen mit dem Arbeitsnachweis, der Nähstube usw. zeitgemäße Möglichkeiten zur Erwerbstätigkeit, sie engagierten sich in der Krankenpflege. Hamburg vergaß auch nicht die Kinder und Jugendlichen, die im Krieg ohne Väter aufwachsen mussten. Insbesondere die 16-18-jährigen Burschen wurden von der Kriegsgesellschaft körperlich wie geistig in Jugendwehren als „Nachwuchs und Reserve“ für den Kampf sofort mobilisiert. Die Männer fehlten in jeder Hinsicht als Arbeitskraft auch in der Landwirtschaft. Wenn der Bauer als Haus- und Hofherr in den Krieg musste, lag die Arbeitslast hauptsächlich bei der zurückgebliebenen Frau und auch die Kinder mussten helfen bei der Ackerbestellung und Erntezeit. Nicht selten wechselte der Großvater wieder vom Altenteil in das reguläre Arbeitsleben. Auf den größeren landwirtschaftlichen Höfen in der Umgebung Hamburgs fehlten ebenso die unentbehrlichen Arbeitsmittel: Pferde, Geschirre und Wagen, sie waren zu jeder Zeit notwendig, um schwere körperliche Arbeiten zu bewältigen. Jetzt wurden sie zum Heer ausgehoben und fast so rekrutiert wie die Soldaten. Das Zivilleben wurde gänzlich auf den Kopf gestellt und die Kriegsgesellschaft funktionierte in vielerlei Hinsicht nach übergeordneter Befehlsgewalt durch das stellvertretende Generalkommando des IX. Armeekorps zu Altona. Die Tageszeitungen wurden wichtiges Organ, um Nachrichten zu erhalten oder Bekanntmachungen zu verbreiten. Denn was die Menschen in Hamburg in den ersten Monaten vom Kriegsverlauf erfuhren, kam aus den regionalen Zeitungen, die wiederum erhielten ihre Meldungen durch die OHL (Oberste Heeresleitung) über ausgewählte Agenturen. Erwünscht waren Erfolgsmeldungen von Front und Heimat, sodass wichtige Informationen einer Zensur unterlagen und hauptsächlich der Kriegspropaganda dienten, ausgenommen der Annoncen- oder Inseratenteil. Die Redaktionen kamen nicht umhin von den alltäglichen Dingen des Lebens zu berichten. Im weiteren Kriegsverlauf verschärften sich die Zensur-Maßnahmen. Die Feldpost kam erst Ende August 1914 in Gang, auch die persönlichen Soldaten-Briefe und Karten in die Heimat wurden von den unmittelbaren militärischen Vorgesetzten kontrolliert: negative Informationen waren nicht erwünscht, man forderte Siegesgewissheit und Tapferkeit usw. Bald war auch das verbreitete Tagebuchschreiben der Soldaten verboten. Nachrichten vom schweren Schicksal der Kriegsteilnehmer trafen dennoch durch die amtlich veröffentlichen deutschen Verlustlisten ein. Am 10. August erschien die Erste in den Hamburger Zeitungen, am 20. August die 4., am 20. Oktober die 50. Veröffentlicht wurden vermisste, verwundete, gefallene oder in Gefangenschaft geratene Soldaten mit Namen, Einheit, Geburtsdatum und -ort. Seit Mitte August 1914, also gleich mit Kriegsbeginn, gab es daraus in den Tageszeitungen auszugsweise Veröffentlichungen. Ein dickes Buch der Leiden wurde geschrieben und ein Ende war nicht abzusehen. Wöchentlich erschienen neue Namenslisten mit Schicksalen, die sich schnell unter den Einwohnern verbreiteten. Die Verlustlisten der deutschen Armee wiesen bis Anfang 1919 90.677 Hamburger, 20.868 Altonaer und 11.569 Harburger Verlusteintragungen (Tote: verstorben durch eine Kugel, durch eine Granate, infolge seiner Verwundung, infolge Krankheit usw. Verwundete, Vermisste oder Gefangene, letzte auch mehrfach) aus. Das Regiment Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76, kämpfte im während der gesamten Kriegszeit an der Westfront. 20.671 Verlusteintragungen an Verwundeten, Vermissten, Gefangenen und Toten sprechen eine eigene Sprache. Das große Kampfjahr 1916 mit den schweren Schlachten vor Verdun und in der Somme war das leidvolle Rekordjahr. Es brachte den Kriegsgegnern keinen Sieg, hinterließ dafür Hunderttausende Tote und noch mehr Verletzte und wer die Todeskessel überlebte, konnte glücklich sein. Otto Stoffregen von der Hamburg-Amerika Linie aus der Abteilung Personenverkehr, Vizefeldwebel der Reserve, wurde nach zehnmonatigen Aufenthalt an der Front am 27. Oktober 1916 in den Kämpfen an der Somme verschüttet und erlitt eine Nervenlähmung, die seine Aufnahme in das Lazarett in Wesel nötig machte. Seit Ende November befindet er sich wieder bei seinem Ersatz-Truppenteil, wo er jetzt arbeitsverwendungsfähig im Beruf erklärt worden ist. Insbesondere das ungeklärte Schicksal der Vermissten bereitete den betroffenen Familien große Ängste und Sorgen. Waren sie gefangen oder schon tot, unerkannt in einem Massengrab. Helfen konnte der Landesverein vom Roten Kreuz mit seiner Auskunftsstelle. Und es dauerte seine Zeit, bis die gerichtliche Todeserklärung erfolgen konnte. Fast als Pedant zu den Verlustlisten erschienen im Druck die Namen der Helden, jene mit dem Eisernen Kreuz Erster und Zweiter Klasse ausgezeichneten Soldaten und Offiziere. Der Krieg schrieb sein eigenes Buch von Siegen und Niederlagen auch für die Hamburger: Im Oktober 1914 feierte auch Hamburg einen großen Sieg. General von Beseler hatte mit seiner Armee am 10. Oktober die belgische Festung Antwerpen erobert, Stadt und Hafen und damit Belgien, waren nun in deutscher Hand. Zu Hause läuteten von allen Kirchen die Siegesglocken und die Schulkinder freuten sich über schulfrei. Hamburger Reeder mussten aber den Verlust von 7 Schiffen im Hafen von Antwerpen hinnehmen, welche die Engländer beim Abzug zerstörten. Im April 1915 erschien die 200. amtliche preußische Verlustliste der deutschen Armee. Da waren 8 Monate Krieg vergangen. Die meisten gefallenen Kriegsteilnehmer blieben in fremder Erde zurück, in einem schlichten Soldatengrab, Hügel oder Massengrab, in Belgien, Frankreich, Polen, Russland oder Galizien. Am 22. November 1917, morgens 8 Uhr, verstarb nach kurzem schweren Krankenlager im Ortslazarett in Garwolin der Unteroffizier Adolf Schweinert aus Hamburg. Die Kompagnie verliert in ihm einen guten Kameraden, einen zuverlässigen und immer dienstfreudigen Soldaten, dem ein treues, ehrendes Gedenken übers Grab hinaus gesichert ist. Fuhrmann, Hauptmann und Kompagnieführer 2. Komp., Landst.-Jnf.-Batl. Striegau VI/21. Sonnabend, den 24. November 1917, fand auf dem polnischen Friedhofe bei Garwolin, nachmittags 2,30 Uhr, die kirchliche Feier am Grabe des an Fleckfieber gestorbenen Unteroffiziers Schweinert aus Hamburg von der 2. Komp, des Landst.-Jnf.-Batl. Striegau, statt. Der evangelische Gouvernementspfarrer sprach am Grabe über Jes. 55,8 u. 9. Die Offiziere des Standortes, die Beamten des Kreisamtes - an ihrer Spitze der Herr Kreis-Chef - sowie zahlreiche Mannschaften nahmen an der Feier teil. Aus Lukow war Se. Exzellenz der Herr Militärgouverneur mit einem Adjutanten erschienen. Ostwacht 1917 S. 148 Andere fanden das kalte Seegrab in 10.000-12.000 m Tiefe, kein Kreuz und Stein bezeichnet je dies Stätte, nur die Koordinaten sind erhalten. Vor den Falklandinseln sanken am 8. Dezember 1914 im Seegefecht mit England die deutschen SMS „Scharnhorst“; „Gneisenau“; „Nürnberg“ und „Leipzig“ und 3 weitere Hilfsschiffe. 2200 Seeleute starben. Kaum ein Angehöriger besaß die finanzielle Möglichkeit, die Verstorbenen von den Kriegsfeldern heimzuholen. Der Kirchenrat von Sankt Petri beschloss schon im Herbst 1914 eine Gedenktafel für die gefallenen Gemeindemitglieder zu errichten. Auch in Hamburg gibt es Hunderte Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg. Auf den Friedhöfen fanden Kriegsopfer ihre letzte Ruhestätte, von denen viele nicht aus der Stadt stammten. Soldaten und Offiziere aus vielen Orten Deutschlands, aus den verschiedensten Militäreinheiten starben in Hamburger Lazaretten an ihren Kriegsverwundungen und Erkrankungen. Darunter auch Kriegsteilnehmer aus Österreich, Belgien, Frankreich und Russland. In Hamburg wurde gleich mit Kriegsbeginn 1914 eine Kriegsversicherung für die Hinterbliebenen eingerichtet. Man nahm die Verlustziffern des Feldzuges von 1870/71 zum Ausgangspunkt und kalkulierte damit, dass die Verluste des neuen Kriegs ungefähr die gleichen werden würden. 1919 musste man sich eingestehen, dass man sich über die Länge des Kriegs, der gesteigerten Waffenwirkung und der daraus resultierenden hohen Zahl an Opfern schwer geirrt habe, und man ging für die Kriegsversicherung „sammeln“; um den Witwen, Waisen und Eltern eine menschenwürdige Versicherungssumme zukommen zulassen. Wie viele Kriegstote, Kriegswitwen und Waisenkinder hatte nun dieser „Große Krieg“ von 1914-1918 auch in Hamburg hinterlassen? Die Statistik berichtet, dass 34.181 hamburgische Soldaten und Offiziere den Tod fanden, rund 31.500 davon durch direkte Kriegseinwirkung. Die größten Verluste verzeichnete die Altersgruppe von 18-22 Jahren. 30 Prozent der nicht aus dem Feld heimkehrenden Männer hinterließen eine Familie. 23.000 Kriegswaisen mussten versorgt werden. Der Stadtkreis Harburg zählte Ende 1917 662 Kriegswitwen. Die gefallenen Ehemännern stammten aus allen sozialen Schichten: Arbeiter 382, Handwerker 169, selbstständige Handwerker uud Gewerbetreibende 49, Handlungsgehilfen 32, Architekten, Meister, Beamte, Lehrer und Angestellte 31, Schreiber, Boten 7, aktive Militärpersonen 3. Für viele Kriegsteilnehmer endete vorzeitig der Krieg als Krüppel oder Blinder. Bis Ende 1917 wurden 12.281 hamburgische Kriegsbeschädigte vom Landesausschuss für Kriegsbeschädigte betreut. Fast 10.000 befanden sich noch ein Jahr nach Kriegsende in Gefangenschaft. Das war die traurige Bilanz. Das Leben ging immer wieder weiter: Großer Preis von Hamburg im Pferderennen 1918 und 1919 - je 108 Meldungen.

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EAN: 9783942916745

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